Quelle: Wiesbadener Tagblatt
KONZERT Yvonne Mwale und ihre Band begeistern Publikum im Zentrum Alte Kirche
NIEDERNHAUSEN – Am Ende ist aus dem Konzert eine ausgelassene Party geworden. Zunächst braucht es zwar etwas Überzeugungskraft von Yvonne Mwale, damit sich bei ihrem Auftritt im Zentrum Alte Kirche etwa ein Drittel der rund sechzig Gäste von seinen Stühlen erhebt. Dann aber lassen sie sich endgültig von der vibrierenden Musik des Trios mitreißen und tanzen vor der Bühne sowie zwischen den Tischen. Die Sängerin selbst nutzt schon zuvor die virtuosen Solo-Passagen von Gitarrist Tilmann Höhn und Perkussionist Twaba zu kurzen Tanzeinlagen.
Mal raubtierartig wild, mal schlangenhaft geschmeidig bedient sie sich dabei zum Teil Elementen traditioneller Tänze aus ihrer Heimat im Osten Sambias. Einige ihrer Lieder beschreiben die bergige Landschaft und die Tiere, die dort leben. Dass die Texte von Yvonne Mwale überwiegend in ihrer Heimatsprache Senga gesungen werden, macht dabei nichts aus, denn die 27-Jährige vermittelt ihre Botschaften mit ihrer kraftvollen Soulstimme auch auf emotionaler Ebene deutlich und klar.
Perlendes Saitenspiel und funkige Elemente
Dabei wird sie kongenial unterstützt durch den tansanischen Perkussionisten Twaba. Unablässig mischt er den warmen, weichen Klang der Congas mit den schärferen Tönen der Djembé. Bei seinem mitreißenden Spiel bricht sich spürbar überschwängliche Lebensfreude ihre Bahn. Wenn die Musik mal etwas sanfter wird, schlägt er auch die Cowbell mit den Händen an, was der Glocke einen eigentümlich warmen Klang entlockt oder streicht über die hängenden Stäbe des Chimes-Glockenspiels.
Dies dient außerdem dazu, um mit Tilmann Höhn über Wendepunkte in der Musik des Trios zu kommunizieren. Denn fließende Übergänge mit ansatzlosen Tempo- und Rhythmuswechseln sowie einer ausdrucksstarken Dynamik prägen immer wieder das Zusammenspiel. Der Ausnahme-Gitarrist wechselt dabei in der Hauptsache zwischen einer verstärkten Akustikgitarre für das perlende Saitenspiel und einer elektrischen Gitarre für funkige und rockige Elemente, bei denen sein Spiel in einer Solo-Passage stark an Jimi Hendrix erinnert. Seine unbändige Spielfreude drückt sich mal im Einsatz einer kleinen Spieluhr aus, deren Klang er über den Tonabnehmer seiner Gitarre verstärkt. Vor allem durch den Umgang mit einem sogenannten Looper. Mit dem Effektgerät, das die Aufnahme von Gitarrenriffs und das anschließende Abspielen in Endlosschleife ermöglicht, erhöht er die Klangfülle in der ohnehin starken Akustik der Alten Kirche. Schließlich ermöglicht es ihm diese Technik, mit mehreren Gitarren gleichzeitig zu spielen. Setzt er dabei seine 18-saitige Aliquod-Gitarre ein, entsteht ein besonders silbriger Klang. Sphärische Klänge, die er mit einem Bottleneck genannten Metallröhrchen auf der E-Gitarre erzeugt, erwecken bei einem anderen Stück den Eindruck von Vogelrufen im Hintergrund. Die lang anhaltenden Wiederholungen der musikalischen Strukturen sorgen immer wieder für eine geradezu hypnotische Wirkung, die die Zuhörenden weit fortträgt und perfekt dafür geeignet ist, zu tanzen.